Buchdruck in Ingolstadt
Die Universität Ingolstadt wurde als erste Bayerische Landesuniversität schon bald nach ihrer Gründung ein Zentrum des Humanismus mit großen Gelehrten. Die umfassende Verbreitung dieses Gedankengutes ist ohne die Jahrtausend-Erfindung der Druckkunst nicht denkbar. So ergab es sich, dass Ingolstadt der damals zeitweise bedeutendste Druckort des damaligen Baiern wurde.
Es gab im 15. u. 16. Jahrhundert 18 Drucker in Ingolstadt, 9 in Regensburg, 8 in München und weitere 23 über das ganze Land verteilt.
Wichtiges dazu haben Alfons Euler 1957 in seiner „Geschichte der Drucker und Verleger Ingolstadts“, Ilse Ernst im Sammelband „Ingolstadt – vom Werden einer Stadt“, sowie Dr. Siegfried Hofmann in vielen Arbeiten veröffentlicht.
Nach der Aufnahme des Lehrbetriebs 1472 scheint es hier bereits bald Buchdruckwerkstätten gegeben zu haben. Es fing mit Veröffentlichungen von Celtis, Parrut, Engel und Locher an. 1476 wendete der gebürtige Ingolstädter Ulrich Han zum ersten Mal seine Erfindung des Notendrucks an. Das Jahr 1484 steht mit dem Erscheinen eines Druckes von Bischof Maracis fest. 1492 veröffentlichte Celtis bei Kachelofen in Ingolstadt die Epitoma. Die Wissenschaftliche Stadtbibliothek besitzt einen anonymen Wiegendruck von 1496.
Weitere Ingolstädter Wiegendrucke sind von Airer und Wirffel bekannt. Der Buchhändler, Buchbinder und Verleger Jörg Krapf veröffentlichte Werke von Johannes Eck. Es folgen viele bekannte Namen, die in enger Verbindung zur Universität standen. Jakob Focker betrieb ab 1531 als Buchhändler, Buchdrucker, Buchbinder und Verleger ein Geschäft. Man trennte damals noch nicht zwischen den Sparten.
Mit der Übersiedlung von Peter Apian von Landshut nach Ingolstadt folgte eine glanzvolle Zeit der Buchdruckkunst in Ingolstadt. Seine Offizin errichtete er zusammen mit seinem Bruder Georg. Aus dieser Werkstatt kann man 46 Drucke nachweisen. Seine mathematischen und astronomischen Werke stellen Meisterleistungen der Typographie dar.
Das schönste Werk, das in Ingolstadt gedruckt wurde, ist das Astronomicum Caesareum, das 1540 erschienen ist. Er ist erst 23, als er den Auftrag seines Lebens bekommt: Auf Geheiß von Herzog Albrecht V. soll Philipp Apian das gesamte Herzogtum Bayern erstmals vermessen und kartografisch erfassen und damit die „Bairische Chronik“ des Johannes Aventinus ergänzen.
1554 reitet er los, zusammen mit seinem Bruder Timotheus und einem Zeichner. Der junge Mathematikprofessor Apian steigt auf Kirchtürme und Berge; er vermisst u. a. mit Jakobsstab, Quadrant, Sonnen- und Sternenuhr. „In schier sieben Summern“, bis 1561, bereist er das heutige Ober- und Niederbayern, die Oberpfalz, das Erzbistum und Hochstift Salzburg sowie das Bistum Eichstätt. Philipp Apians „24 Bayerische Landtaflen“, in Holz geschnitten und 1568 gedruckt, sollten für die nächsten250 Jahre die alleinige Grundlage für Kartenmacher in Bayern bleiben. Selbst Napoleon benutzte Apians Werk, als er mit seinen Truppen in Bayern einmarschierte. Erst die zwischen 1812 und 1867 gefertigten Blätter des „Topographischen Atlas des Königreiches Bayern“ 1:50 000 übertrafen Philipp Apians Landtafeln.
1554 erschien Aventins Annalium Boiorum bei Weissenhorn. Weitere große Drucker-Namen sind Angermaier, Ostermaier, Sartorius und Hänlin.
Die Bücherzensur des 16. Jahrhunderts hatte dann vor allem Ingolstadt hart getroffen. Sogar der Jesuit Petrus Canisius trat für die Milderung des Index ein.
1566 erschien in München ein Katalog der Bücher und Schriften, die in Bayern veröffentlicht werden durften. Als genehmigte Druckorte wurden nur Ingolstadt und München genannt.
Literatur
Josef Benzing, „Buchdruckerlexikon des 16. Jahrhunderts“, Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main, 1952
Ilse Ernst, "Getruckt zu Ingolstadt ... Zur Geschichte des Ingolstädter Buchdrucks", in „Ingolstadt. Vom Werden einer Stadt. Geschichten und Gesichter“ S. 125-137, Bildband zur Ausstellung, 2000 [1]
Alfons Euler, „Geschichte der Buchdrucker und Verleger Ingolstadts“, Ingolstadt 1957
Hofmann, Siegfried, „Geschichte der Stadt Ingolstadt. Band I. Bis 1505“, Verlag Donau Courier, Ingolstadt, 2000
Hofmann, Siegfried, „Geschichte der Stadt Ingolstadt. Band II. 1506 – 1600“, Verlag Donau Courier, Ingolstadt, 2006
Theodor Müller, Wilhelm Reissmüller, Siegfried Hofmann, „Ingolstadt. Band II. Die Herzogsstadt - Die Universitätsstadt - Die Festung“, Verlag Donau Courier, Ingolstadt, 1974
Gerhard Stalla, „Bibliographie der Ingolstädter Drucker des 16. Jahrhunderts“, Verlag Koerner, Baden-Baden, 1977 (Serie: Bibliotheca bibliographica Aureliana 71)[2]
Gerhard Stalla, „Der Ingolstädter Buchdruck von 1601 bis 1620 : die Offizinen Adam Sartorius, Andreas Angermaier und Elisabeth Angermaier“, Verlag Koerner, Baden-Baden, 1980 (Serie: Bibliotheca bibliographica Aureliana 77) [3]
Kurt Scheuerer - Materialsammlung zur Geschichte von Ingolstadt Objekte im Stadtmuseum Ingolstadt [4]
Ingolstädter Universitätsgeschichte und Altdrucke mit Erscheinungsort Ingolstadt im Stadtarchiv [5]
Einzelnachweis
(1), (2) Johannes Eck (Autor/ Hrsg.), „Bibel, Alt vnd new Testament : nach dem Text in der hailigen Kirchen gebraucht“, Druck: Verlag Weissenhorn, Ingolstadt,1550; Quelle: [6]
(3) Peter Apian, Kupferstich von Christoph Murer, 1587; Quelle:[7]
(4) Peter Apian, „Astronomicum Caesareum“, Ingolstadt 1540 (Doppelseite)
Erscheinungsvermerk im Kolophon: FACTVM ET ACTVM INGOLSTADII IN AEDIBVS NOSTRIS. ANNO A CHRISTO NATO SESQVIMILLESIMO QVADRAGESIMO MENSE MAIO; weitere beteiligte Personen: Sebastian Linck, Simon Schaidenreißer, Stathmion, Tatius Markus Christoph; Quelle:[8]
(5) Philipp Apian, Gemälde von Hans Ulrich Alt, 1590; Quelle:[9]
(6), (7) Philipp Apian, „Bairische Landtaflen XXIII : Darinne[n] das Hochlöblich Furstenthumb Obern vnnd Nidern Bayrn, sambt der Obern Pfaltz, Ertz vnnd Stifft Saltzburg, Eichstet, vnnd andern mehrern anstossenden Herschafften“, Gebundene Ausgabe, Ingolstadt 1568; Autor / Hrsg.: Apian, Philipp ; Wolf, Hieronymus ; Amman, Jost; Quelle:[10]
(8) David Sartorius (1529 - 1596), Kupferstich von Alexander Mair, 1592; Quelle:[11]
Bildbeschreibung: Halbfigur nach halbrechts, mit pelzverbrämtem Mantel, in der Rechten einen Rosenkranz und ein Buch haltend, in der Linken eine Blume, davor auf einer Tischecke ein Stundenglas mit darauf liegendem Totenschädel. Im Bildrechteck o.l. ein Wappen, rechts drapierter Vorhang. Das Ganze eingefasst in Ornamentrahmen. Darin oben: "ICON DAVIDIS SARTORII, VIRI INTEGER=| RIMI, AC TYPOGRAPHI LONGE PRÆSTANTISSI=| mi expreßa Anno Christi M.D.XCII. Aetatis suæ LXIII." Unten 10zeil. Lobrede: "Hanc DAVID faciem præfert SARTORIVS isse, | Doctiloquis toto cognitus orbe typis. | Vir grauis, antiquæ fidei, coniungereque idem. | Publica priuatis emolumenta fagax. | Littera sculpta fabre, et chartæ foliosa supellex | Ut niteant, summa sedulus instat ope. | Nec minus abstersis cudantur ut omnia neuis: | Et valeant mendo non remorante legi. | Nosce bonum ciuem, respublica: noscite Musæ: | Et merita charum cingite fronde caput."
(9), (10) Wiguleus Hund, „Bayrisch Stammen Buch“, gedruckt von David Sartorius, Ingolstadt 1598; Quelle:[12]
(11) Georg Stengel SJ, „Exemplorum libri tres“, 2. Auflage; gedruckt von Gregor Haenlin. Ingolstadt, 1650
EXEMPLORUM LIBRI TRES. LIBER PRIMUS SIVE VIS ET VIRTUS EXEMPLORUM. HOC EST, SOLATIA ET DOCUMENTA, HAEC MORIBUS, ILLA TEMPORIBUS NOSTRIS ADHIBITA. [LIBER SECUNDUS, SIVE EXEMPLA, IN SEPTEM CAPITALIUM VITIORUM DETESTATIONEM, PER QUADRAGESIMAM, ANNO M.DC.XLVI. NARRATA. LIBER TERTIUS SIVE EXEMPLA, DIVINAE IRAE, PER OPERA POENITENTIAE, NOBIS LENIENDAE; PER QUADRAGESIMAM ANNO M.DC.XLVIII. NARRATA.] Quellen:[13][14]