Kavalier Dalwigk
Betr.: Gießereigelände, hier Anbau an Dalwigk
Also, eigentlich sollten wir alle dankbar sein! Zuallererst dafür, dass wir einen Bürgerkonzern haben, der uns alle Sorgen abnimmt. Auch dafür, dass dieser Bürgerkonzern dem Stadtrat eine Menge der Entscheidungen, wofür wir den Stadtrat eigentlich gewählt haben, abnimmt. Im speziellen Fall: dass der Bürgerkonzern über seine Tochter, die eigentlich nichts zu sagen hat, für uns ein schönes, großes Bürogebäude neben dem Dalwigk bauen will. Naja, eigentlich für die Technische Hochschule, für unsere Zukunft, für das Brigk, das Digitale Gründerzentrum der Region Ingolstadt – oder wie man sich dort selbst beschreibt, „Anlaufstelle, Treffpunkt und neue Heimat für Entrepreneure, Nerds und Kreative, digitale Nomaden und Startups in Ingolstadt“ usw.
Natürlich sind wir auch dafür dankbar, dass sich die Geschäftsführung unseres Konzerns, also unsere Stadtverwaltungsspitze so rührend um unser leibliches Wohlergehen sorgt, indem sie in jedem Projekt entweder eine Gastronomie (Georgianum), ein „Gastronomiebereich mit Bar, Lounge und Außenterrasse auch außerhalb der Öffnungszeiten des Museums“ (Gießereihalle, künftig MKKD), eine „Roof-Top“-Bar (CongressCentrum) oder noch ein Café dazu spendet, wie jetzt im geplanten Bürogebäude. Dass neben dem Café jetzt noch die Sternwarte dort einziehen soll, lässt uns ob der Fürsorge die Tränen der Rührung kommen. … Naja, sonst tut sich aus Sicht des Bürgers dort ja nichts.
Ursprünglich sollte ja das ehem. Gießereigelände – je nach Betrachtung und Zeithorizont das industrielle Rüstungszentrum Bayerns, eine langjährige Industriebrache, eine "einzigartige Mischung aus Wissenschaft, Technik, Kultur und Tourismus" – für den Bürger geöffnet werden, mit einem repräsentativen Zugang über die so genannte „Bürgertreppe“ hinauf auf eine so genannte „Donauterrasse“, hin zu einem Relikt der Eselbastei (ehem. süd-östlicher Ankerpunkt der alten Stadtbefestigung, von dem aus angeblich während des 30jährigen Kriegs ein tapferer Soldat dem schwedischen König sein Pferd unterm Hintern weggeschossen hat) und weiter zu einem geplanten Donaumuseum, integriert in den Dalwigk. Also ursprünglich, aber jetzt ist alles anders: statt großer Bürgertreppe, jetzt eine große Tiefgaragenzufahrt; Donaumuseum – war da was?; Eselbastei – weg in einer Hau-Ruck-Aktion. Alles natürlich wie immer ganz legal.
Aber wir sollten jetzt auch dankbar sein dafür, dass der früher einmal vorgesehene so genannte „Wolkenbügel“ doch nicht gebaut wurde, weil … so ist Platz geblieben für das neue Bürogebäude. Hat da etwa jemand mehr gewusst als alle anderen? Macht nichts, der Bürger kommt auf diesem Gelände eh nicht mehr vor. Es drängt sich der Eindruck auf, dass nicht mehr der Mensch, der Bürger im Focus der Bemühungen steht, sondern alles nur noch durch die Brille der Rationalität, der Rentabilität, der Absichten einiger weniger gesehen wird. Wenn man das so liest, könnte einem unwillkürlich der Gedanke kommen, dass das Ganze eh schon so weit hinüber ist, dass ein Bürokasten üblicher 08/15-Architektur dann auch nicht weiter schadet.
Aber so weit sind wir noch nicht, also wir – auch wenn unsere Geschäftsleitung, vertreten durch eine kleine, feine GmbH & Co KG jetzt wieder den Termin- und Kostendruck (Zuschüsse) ins Spiel bringt, „wenn wir nicht …, dann …!“ „Also seid brav und lasst die arbeiten, die was davon verstehen“ möchte man hinzufügen. Und fragt sich dann, was versteht diese GmbH von Stadtplanung?
Auch sollten wir dafür dankbar sein, dass unsere Geschäftsführung so gut rechnen kann. Wie gut, haben sie ja beim Hl. Geist-Spital bewiesen, wo sie rechtzeitig aus der Verantwortung ausgestiegen sind. Oder daran, dass der Bürgerkonzern keine Schulden hat, sondern nur rentierliche Schulden. Gut, in der weltlichen Wirtschaft heißt man das „Investitionen“. Wie z.B. beim CongressCentrum. Dort werden ca. 45 mio Euro investiert, und bekommt dafür eine jährliche(!) "Rendite" von ca. 600.000€ MINUS!
Dann gab es da den gut gemeinten Versuch, eine alternative bauliche Vorgehensweise ins Spiel zu bringen, an Stelle der bräsig dahin gelagerten, langweiligen Bürokiste das Ganze in die Höhe zu bauen, dafür aber architektonisch interessant und etwas nach hinten gerückt, somit etwas aus dem Focus. Allerdings ist dieser Schuss nach hinten gegangen, weil … unsere clevere Geschäftsführung lässt sich so eine Chance natürlich nicht entgehen. So hat man sich schnell die eine Rosine (Höhe) herausgepickt, den Rest, also die Softfaktoren wie gestalterische Qualität, Stadtbild usw. schlicht hinten runter fallen lassen, mit dem Argument Zeit/ Kosten (Zuschüsse). Dafür hat man den noch Zaudernden wieder mal einen Fassadenwettbewerb (also ohne Wettbewerb), jetzt natürlich für ein höheres Gebäude versprochen und sich damit die Zustimmung für ein „weiter-so“ eingetauscht. Wie das mit dem Wettbewerb funktioniert, hat man ja am unsäglichen Hotelklotz ein paar Meter weiter vorne schon gesehen – aber nichts daraus gelernt. D.h., unsere Geschäftsführung schon, weil … es funktioniert ja bestens. Klasse, dass der angebliche Zeitdruck jetzt noch verstärkt ist.
Auch dafür, dass die THI zukunftsorientiert ist und auf das Doppelte wachsen will, sollten wir dankbar sein. Schließlich ist die Bildung unserer Jugend ein Grundstein für die Zukunft. Natürlich muss man dann auch zusätzlichen Platzbedarf, eingebettet auf dem Campus, zugestehen. Als Bürgerkonzern machen wir das ja auch gerne. Dumm nur, dass der Campus nicht mehr reicht. Weil … wir mussten ja eine Audi-Akademie, ein großartiges Hotel und ein CongressCentrum darauf stellen. Dafür baut jetzt Audi den eigenen IN-Campus. Warum zieht die Audi Akademie eigentlich nicht auf den Audi Campus und lässt dafür der THI das vorhandene Gebäude auf derem Campus?
Also, wir sollten unsere Dankbarkeit unserer Geschäftsführung unbedingt auch beweisen. Spätestens bei der nächsten Hauptversammlung des Bürgerkonzerns, d.h. in 2 Jahren, bei der Stadtratswahl wäre die passende Gelegenheit. Bedanken wir uns doch bei denen, die sich so tolle Sachen ausdenken und auch bei denen, die sie unterstützen.
Ach ja, wirklich dankbar wären wir, wenn man sich nicht hinter so genanntem Termin- und Kostendruck verstecken würde, wenn man sich nicht einbildete, man könnte das alles selbst mit kleinen GmbHs durchziehen und den Stadtrat außer Gefecht setzte, wenn man nicht meinte, die Öffentlichkeit besser im Ungewissen lassen zu müssen, sondern wenn man einen wirklichen, kleinen, feinen Wettbewerb veranstaltete, der nicht nur die Sachaufgaben berücksichtigt, sondern auch den Bürger, den Menschen in den Mittelpunkt der Bemühungen stellt und die Belange einer vernünftigen Stadtplanung und den Campusgedanken mitberücksichtigt.
KS 04/2018
PS: Nur für den Fall: Das war nicht nur eine Satire.
Der "Kavalier Dalwigk"
Ehemalige Verteidigungsanlage am Donauufer, dann in die königliche Geschützgießerei und Geschossfabrik integriert und 1916/17 um einen Wasserturm erweitert, Teilabriss 1924/25[1]
Verwendung
- Seit 2005 war es als Museumsgebäude für das Donaumuseum geplant
- In der Stadratssitzung vom 23.02.2016 wurde ein Digitales Gründerzentrum im Kavalier Dalwigk beschlossen
Namensherkunft
Kavalier Dallwigk/Dalwigk, beide Schreibweisen tauchen auf, mit einem und zwei l. Sogar der namensgebende General hat sich mal so mal so geschrieben. Anscheinend als erster und einziger aus der adeligen Familie. Man wird dem Namen aber wohl eher gerecht, wenn man die Schreibweise des "Großen Brockhaus" übernimmt: 1 l. Die Adelsfamilie von Dalwigk, die ihren Stammsitz auf der Burg Lichtenfels hatte, führt ihren Namen auf den Ort Dalwigk, eine frühere Ansiedlung bei Korbach zurück. Zwischen dem in Richtung Itter liegenden Krollsberg und dem Dalwigker Holz findet man einen Gedenkstein mit der Inschrift „Hier lag das Dorf Dalwigk 1036 - 1624”. Dalwigk wurde im Dreißigjährigen Krieg verlassen und verfiel. Die heutige Gemeinde Dalwigksthal, Ortsteil von Lichtenfels/Hessen, gibt es erst seit 1851. Mit den Brüdern Bernhardus (1227 - 1268) und Elgar de Dalewich (auch: Dalwich) (1232 - 1253) wird die Adelsfamilie erstmals urkundlich erwähnt. Im Jahre 1431 wurde Reinhard von Dalwigk durch das Erzbistum Mainz zum Amtmann der Burgen Naumburg und Weidelsburg eingesetzt. Schon damals 1 l. Franz Maria von Dalwigk zu Lichtenfels (1876–1947), war deutscher General. Dieses ist eine relativ zeitnahe und daher wohl eher die maßgebende Schreibweise.
Bestätigt wird diese Schreibweise auch von Nikolaus Freiherr von Dalwigk in einem Schreiben vom 31.03.2016: "habe ich noch nie – in keinem Buch, auf keinem Wappen, keiner Familienunterlage, etc. – meinen Namen mit Doppel-„L“ geschrieben gesehen. Wie Sie in historischen Unterlagen (z.B. Heimatmuseum Kassel …) oder auch dem dafür zuständigen Genealogischen Handbuch des Adels (Freiherrliche Häuser A) nachvollziehen können, ist der Name ab dem Jahre 1036 -wohl mal ohne „K“ (am Ende des Namens) aber nie mit einem zweiten „L“ geschrieben worden. ... Gehen Sie also davon aus, daß andere Schreibweisen auf einem Irrtum bzw. Druckfehler beruhen."
Literatur